|
Fragt sich Hans-Jürgen Döscher zunächst, was
es über die Geschichte Potsdams noch Neues beizutragen gebe, zeigt er sich von
Roland Thimmes Studie über Biografien von verfolgten Potsdamern zwischen 1933
und 1989 sehr beeindruckt. Thimme kenne nicht nur "Amtsträger" von Potsdam
gut, sondern habe auch Zugang zu Tagebüchern von eigenen Familienmitgliedern
gehabt, die die schwierige Gratwanderung zwischen Widerstand und Anpassung
eindrucksvoll belegen, lobt der Rezensent. Insbesondere die Aufzeichnungen des
Vaters, Hans Thimme, sind erhellend für die Haltung eines Militärs und späteren
Archivars des Potsdamer Reichsarchivs, der zwar die NSDAP ablehnte, von Hitler
aber dennoch die "friedliche" Zurücknahme des Versailler Vertrags
erhoffte, so Döscher eingenommen. Erschüttert dagegen haben ihn die
Tagebuchaufzeichnungen von Marianne Vogt, die die sowjetische Besatzung 1945
schildert. Insgesamt nennt er den Band eine eindrucksvolle,
"epocheübergreifende" Lokalstudie, die trotz regionaler Begrenztheit
"zentrale Aspekte der deutschen Zeitgeschichte" beleuchtet.
Frankfurter Allgemeine Zeitung
|
|
Roland Thimme, geboren 1931
in Potsdam, ist Historiker
|