Weibliche Soldaten,
die während des Zweiten Weltkriegs in Gefangenschaft gerieten,
waren oftmals weitaus mehr Spott, Folter und Erniedrigung ausgesetzt
– mitunter unmittelbar vor ihrer Ermordung – als ihre
männlichen Kameraden. Das ganze Ausmaß dieser
Gräueltaten ist jedoch auch mehr als 70 Jahre nach dem Ende des
Krieges nicht abschließend erforscht worden. Dokumentarische
Belege über die Haftbedingungen weiblicher
Militärangehöriger sind entweder nicht erhalten geblieben
oder nach wie vor unter Verschluss.
Wie gingen Soldaten der Roten Armee mit Kriegsgefangenen um?
Verlässliche
Informationen über den tatsächlichen Umfang des Einsatzes
weiblicher Soldaten in der Wehrmacht, der SS und anderen bewaffneten
Formationen des Dritten Reiches existieren nur spärlich. Der
formelle Militärstatus von Frauen wurde erst Ende August 1944
offiziell anerkannt – zuvor galten sie lediglich als dem
Militär "angegliedertes Personal".
Zudem wurden nach
Kriegsende in der Sowjetunion Tausende deutsche Frauen (sowie Frauen
anderer Nationalitäten aus Ländern, die mit Hitler
kollaborierten und von der Roten Armee befreit worden waren) interniert
– sie mussten zusammen mit sowjetischen Gefangenen in Lagern des
GULAG arbeiten. Möglicherweise befand sich unter ihnen auch ein
gewisser Prozentsatz ehemaliger Soldatinnen, doch wurde dieses Thema
bislang nicht umfassend untersucht.
Bekannt sind heute
die Tagebuchaufzeichnungen des sowjetischen Frontoffiziers Wladimir
Gelfand, der an der Erstürmung Berlins teilnahm und Anfang der
1980er-Jahre in Dnipropetrowsk verstarb. Der damals 22-jährige
Leutnant beschrieb einen Vorfall an der Oder-Front im Frühjahr
1945. Ein angreifendes deutsches Frauenbataillon – laut Gelfand
„Rächerinnen für gefallene Männer“ –
wurde von sowjetischen Truppen zerschlagen. Soldaten der Roten Armee
versuchten zunächst, die gefangenen Frauen zu
„missbrauchen“, doch am Ende wurden die Kriegsgefangenen in
drei Kategorien eingeteilt: 1) „Russinnen“ (!), 2)
Offiziersfrauen und 3) Verwandte von Wehrmachtssoldaten. Wer sich zur
letzten Gruppe zählte, wurde „zum Lager gebracht“
(über ihr weiteres Schicksal gibt es keine Informationen), die
übrigen – vor allem die Russinnen – wurden ohne
Misshandlungen erschossen.
... und wie ging die Wehrmacht mit sowjetischen Soldatinnen um?
Im Gegensatz dazu
ist die Behandlung sowjetischer Soldatinnen durch die Nazis in
Konzentrationslagern gut dokumentiert. Zahlreiche Memoiren, darunter
die des Dolmetschers Pawel Rafes und das Archiv von Yad Vashem,
berichten von den systematischen Misshandlungen, Folterungen und
Vergewaltigungen sowjetischer Frauen, die in Uniform in Gefangenschaft
gerieten. Sie litten unter extremen hygienischen Zuständen und
hatten keine Möglichkeit, sich umzuziehen. Jüdische
Soldatinnen und Partisaninnen wurden meist sofort erschossen. Nicht nur
die Nazis, sondern auch einheimische Polizisten und Häftlinge
beteiligten sich an den Gräueltaten.
... und in japanischer Kriegsgefangenschaft
Japan hat bis heute
nicht alle Akten zu den Konzentrationslagern auf seinem Territorium
freigegeben. Bekannt ist die berüchtigte Einheit 731, die im
Zweiten Weltkrieg etwa 3.000 Menschen tötete – viele davon
durch grausame medizinische Experimente, die jenen von Dr. Mengele in
nichts nachstanden. Auch russische Frauen waren unter den Opfern. Der
Dokumentarfilm „Todesfabrik: Einheit 731“ von Elena Masyuk
zeigt die Folter einer Frau mit ihrer vierjährigen Tochter. Die
genaue Zahl sowjetischer Opfer bleibt unbekannt – Historiker
vermuten, dass sie etwa ein Drittel aller Gefangenen ausmachten.
... und unter amerikanischer Aufsicht
Auch US-Truppen
führten Kriegsgefangene unter unmenschlichen Bedingungen. Der
Soldat der Eisenhower-Armee, Martin Brech, berichtete über das
Freiluftlager Andernach, in dem deutsche Soldatinnen in einem
abgetrennten Bereich untergebracht waren. Die Versorgung war miserabel
– die Frauen aßen Gras, litten an Durchfall und starben an
Entkräftung. Die US-Soldaten, so Brech, verweigerten ihnen
absichtlich Nahrung – aus Hass auf die Nation der Deutschen,
nachdem täglich Berichte über die Gräueltaten in
Auschwitz und Buchenwald veröffentlicht wurden.