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Nach
dem gleichnamigen Begleitheft zur Wanderausstellung seit 2016 liegt nun
eine erste wissenschaftliche Auswertung der archäologischen
Befunde und Funde vor. Dazu gehören ein Fundkatalog und
Gastbeiträge aus historischer Sicht. Das Heft ist ein mit eigenem
Umschlag versehener Sonderdruck aus Band 48 der Reihe
„Veröffentlichungen zur brandenburgischen
Landesarchäologie“.
70 Jahre nach Kriegsende erregten in
Brandenburgs Wäldern bis dahin unbeachtete Spuren aus der Zeit des
Kampfes um Berlin Aufmerksamkeit: Gruppen von rechteckigen Gruben,
militärisch exakt entlang der Wege aufgereiht, oft in mehreren
Reihen, zu Dutzenden und Hunderten. Erst jetzt sind sie als Reste von
Blockhäusern, russisch Semljanka, Unterstand, erkannt worden. Die
Lager dienten der geordneten Auflösung großer Truppenteile
und der beginnenden Rückführung Hunderttausender Soldatinnen
und Soldaten sowie ehemaliger Kriegsgefangener und Zwangsarbeiter. In
den Häusern und im Umfeld liegen Hinterlassenschaften aus dem
Alltag der Rotarmisten: Ausrüstungsteile, Abzeichen, Essgeschirre,
Feldflaschen, Besteck u. A. Einige Gegenstände tragen kyrillische
Aufschriften. Eingeritzte Sowjetsterne, etwa auf
Wehrmachts-Koppelschlössern über dem ausgelöschtem
Hakenkreuz, spiegeln das ausgeprägte Bedürfnis wider, sich
mit dem Sieges-Symbol zu schmücken. Ziviles Material –
Schmuck, Uhren, Feuerzeuge, Rasierer und sogar Wasserhähne und
Fahrradteile – bestätigt die Narrative dieser Zeit. Die
Funde werfen Fragen auf, von denen viele noch unbeantwortet sind
– die archäologische und historische Forschung hat gerade
erst begonnen.
Seventy years after the end of the Second World War,
hitherto unnoticed structures in Brandenburg’s forests from the
time of the Battle of Berlin have begun to attract attention: groups of
rectangular pits lined up with military precision alongside roads,
dozens and sometimes hundreds of them often many rows deep. Only
recently have these features been recognised as the remnants of Russian
zemlyankas, or wood-lined dugout shelters. The camps once served
the organised demobilisation of large troop units and the initial
repatriation of hundreds of thousands of soldiers, as well as former
POWs and forced labourers. In and around the houses, remnants of daily
life in the Red Army can be found: among other items, pieces of
equipment, badges, plates and cups, canteens and cutlery. Some items
bear Cyrillic inscriptions. Soviet stars engraved on Wehrmacht belt
buckles over erased swastikas, for example, reflect a desire of
adornment with the symbol of victory. Civilian artefacts such as
jewellery, watches, lighters, razors and even taps and bicycle parts
confirm the narrative of the time. The finds raise questions, many of
which are still unanswered―the archaeological and historical research
has just begun. |
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Thomas Kersting,
Wünsdorf, Christoph Unglaub, Berlin, Joachim Wacker,
Wünsdorf, und Sieghard Wolter, Brandenburg a. d. H.
Mit Beiträgen von Melanie Herz, Andreas Köpp, Martin Petzel, Elke Scherstjanoi, Klaus Stieger, Florian Wilke |
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