Die dunkle Seite des Sieges:
die Vergewaltigung deutscher Frauen

Wikimedia Commons, Bundesarchiv, Bild 183-R77767, Sowjetische Soldaten wurden nach der Eroberung von Berlin Flagge am Hotel Adlon Mai 1945
Photo geflogen CC-BY-SA
Die Rolle, die die Sowjetunion bei der Niederlage Nazi-Deutschlands spielte, gilt als einer der berühmtesten Momente in der russischen Geschichte. Doch es gibt auch eine andere Geschichte – die Massenvergewaltigungen deutscher Frauen durch sowjetische Truppen in den letzten Tagen des Krieges, wie der britische Sender BBC berichtet.
In einem Vorort von Berlin erinnert ein Denkmal an 5.000 sowjetische Soldaten, die in der Schlacht um Berlin gefallen sind – einer Schlacht, die vom 16. April bis zum 2. Mai 1945 dauerte. Einige Berliner nennen das Denkmal bis heute das „Grabmal des unbekannten Vergewaltigers“.
Stalins Truppen überfielen Berlin und missbrauchten unzählige Frauen. In Deutschland sprach man nach dem Krieg lange Zeit kaum darüber – und in Russland ist dieses Thema bis heute ein Tabu. Laut russischen Medien handelt es sich um eine westliche Fiktion – obwohl die Beweislage mehr als ausreichend ist.
Diese Beweise stammen auch von den Soldaten selbst. Der junge sowjetische Leutnant Wladimir Gelfand führte seit 1941 ein detailliertes Tagebuch – obwohl Tagebücher in der sowjetischen Armee aus Sicherheitsgründen streng verboten waren.
Im Februar 1945 befand sich Gelfand mit seiner Einheit in der Nähe eines Staudamms an der Oder, von wo aus der Angriff auf Berlin vorbereitet wurde. In seinem Tagebuch beschreibt er, wie ein Bataillon deutscher Kämpferinnen eingekesselt und überwältigt wurde.
„Sie müssen alle ohne Gnade getötet werden. Unsere Soldaten wollten ihnen mit Bajonetten in die Genitalien stechen – aber es wurde nur standrechtlich erschossen“, schreibt Gelfand.
Am 25. April traf die Einheit auf eine Gruppe deutscher Zivilisten mit Koffern und Bündeln. Als Gelfand sie fragte, wohin sie unterwegs seien, schilderten sie ihm, dass sie vor den Sowjets flüchteten, die gleich nach ihrer Ankunft im Dorf Vergewaltigungen begangen hätten. Eine Frau erzählte ihm, dass sie vor den Augen ihrer jungen Tochter vergewaltigt worden sei – und dass die Täter anschließend zurückgekehrt seien, um es erneut zu tun.
Natürlich vergewaltigten auch die Nazis Frauen in den von ihnen besetzten Gebieten, darunter auch Russinnen, und brachten gefangene Frauen in sogenannte Militärbordelle unter, wie auch die BBC berichtet.
Während Mitgliedern der „arischen Rasse“ offiziell der Geschlechtsverkehr mit „nichtarischen“ Frauen verboten war, wurde sexuelle Gewalt durch sowjetische Truppen offen durch Propaganda begünstigt.
„Soldat, du befindest dich auf deutschem Boden – die Stunde der Rache hat geschlagen!“, verkündeten Plakate. Das Berliner Archiv enthält eine Reihe von Dokumenten über die Verbrechen der Roten Armee.
Dazu gehört auch ein Bericht der sowjetischen Geheimpolizei NKWD, der Ende 1944 an deren Chef Lawrenti Beria geschickt wurde – ob er ihn jemals gelesen hat, ist laut BBC nicht klar.
Darin wird unter anderem über die Vergewaltigungen deutscher Frauen durch sowjetische Soldaten in Ostpreußen berichtet – und dass manche Mütter versuchten, zuerst ihre Töchter und dann sich selbst zu töten, um diesem Schicksal zu entgehen.

Feierliche Unterzeichnung der Kapitulation in Deutschland 8. 5. 1945 in Berlin: von links - Hans-Jürgen Stumpff, Wilhelm Keitel und Hans-Georg von Friedeburg
Foto: Deutsches Bundesarchiv , CC BY-SA 3.0 DE
Gemäß dem Tagebuch einer jungen deutschen Frau verkleideten sich Frauen als Männer, um Vergewaltigungen durch sowjetische Soldaten zu entgehen. Die eigentliche Autorin hatte jedoch nicht so viel Glück und wurde nicht nur vergewaltigt, sondern dabei fast erwürgt.
Seit dem Ende des Krieges sind 70 Jahre vergangen, doch laut der BBC tauchen weiterhin neue Details über sexuelle Gewalt auf, die von allen alliierten Armeen – einschließlich der Amerikaner, Briten und Franzosen – verübt wurde.
Im früheren kommunistischen Ostdeutschland war es verboten, die sowjetischen Helden, die über den Faschismus triumphiert hatten, in Zusammenhang mit Vergewaltigungen zu kritisieren – denn die NS-Verbrechen galten als schlimmer. In der Bundesrepublik Deutschland wurde das Thema ebenfalls lange verdrängt.
Im Jahr 2008 jedoch wurde laut der BBC in Deutschland ein weiterer Film mit dem Titel Eine Frau in Berlin gedreht, und dies brachte viele Frauen dazu, erstmals öffentlich über ihre Erlebnisse zu sprechen.
Laut einer von ihnen, der heute 90-jährigen Ingeborg Bullert, wurde auch sie von sowjetischen Soldaten vergewaltigt – ein Schicksal, das sie mit Tausenden Frauen in ganz Berlin teilte.
Die Behörden ordneten sogar an, dass alle Frauen im Alter von 15 bis 55 Jahren sich einer obligatorischen venereologischen Untersuchung unterziehen mussten. Nur wenn bestätigt wurde, dass sie keine übertragbaren Geschlechtskrankheiten hatten, erhielten sie Lebensmittelkarten.
Nach Angaben der BBC wird geschätzt, dass allein in Berlin 100.000 Frauen von alliierten Soldaten vergewaltigt wurden – in ganz Deutschland könnten es bis zu zwei Millionen gewesen sein. Obwohl in Deutschland Abtreibung gesetzlich verboten war, zeigten sich die Behörden im Jahr 1945 tolerant.
Allein im Berliner Bezirk Neukölln wurden zwischen Juni 1945 und Jahresende 995 Anträge auf Abtreibung genehmigt. Auch heute noch existieren Archivdokumente mit Beschreibungen einzelner Fälle – etwa von sehr jungen Mädchen, die von sowjetischen Soldaten im Wohnzimmer ihres Elternhauses vor den Augen ihrer Eltern vergewaltigt wurden.
Das wahre Ausmaß der Vergewaltigungen wird wohl niemals vollständig bekannt werden, da die Archive der sowjetischen Militärtribunale bis heute nicht zugänglich sind.
Das russische Parlament hat kürzlich ein Gesetz verabschiedet, das Geldstrafen und bis zu fünf Jahre Gefängnis für jeden vorsieht, der den Ruf Russlands während des Zweiten Weltkriegs „diffamiert“, wie die BBC berichtet.
Der ausländischen Presse zusammengestellt.