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Reflexionen, Textcollagen und inhaltlicher Zündstoff
HAMBURG (dpa) Zum 60. Jahrestag des Kriegsendes am 8. Mai sind zahlreiche neue Sachbücher und auch einige Romane erschienen. Die folgende Auswahl umfasst Titel mit unterschiedlichen Schwerpunkten und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Textcollage: Walter Kempowski hat in „Das Echolot – Abgesang ’45“ (Albert Knaus Verlag, München) private Aufzeichnungen unbekannter und bekannter Zeitzeugen aus vier Tagen zwischen dem 20. April und dem 9. Mai 1945 zu einer überwältigenden Textcollage über Leiden, Chaos und Wahnsinn dieser Periode zusammengestellt. Reflexionen: Der Historiker Norbert Frei stellt in seiner Studie „1945 und wir – Das Dritte Reich im Bewusstsein der Deutschen“ (C. H. Beck Verlag, München) eine zunehmende „Opferkonkurrenz“ fest. Die Deutschen wollen, so der Befund, auch als Opfer der Naziherrschaft wahrgenommen werden. Der Band enthält lesenswerte Texte über die heutige Verarbeitung des 30. Januar 1933 und über Mythenbildungen um Stalingrad. Zündstoff: Götz Aly hat mit „Hitlers Volksstaat“ (S. Fischer Verlag, Frankfurt/Main) das am heftigsten diskutierte Buch zum 8. Mai vorgelegt. Der Historiker und Journalist konstatiert als Resultat erfolgreicher „Bestechungspolitik“ Übereinstimmung zwischen Herrschern und Beherrschten im Dritten Reich. Roman: Den Weg zweier desertierter deutscher Marinesoldaten während der letzten Kriegswochen verfolgt Jochen Missfeldt in dem Roman „Steilküste“ (Rowohlt Verlag, Hamburg/Reinbek). Beide wurden noch nach der Kapitulation hingerichtet. Das Buch hält sich in anspruchsvoller Form an seine historische Vorlage. Blick von außen: Jeweils mit dem Blick des Siegers haben der australische Journalist Osmar White und der Rotarmist Wladimir Gelfand das besiegte Deutschland geschildert. White beschreibt in „Die Straße des Siegers“ (Piper Verlag, München/Zürich) von Wahnsinn und der kümmerlichen Kleinbürgerlichkeit deutscher Nazi-Bonzen bis zur Leichen-Besessenheit des US-Generals Patton, was er gesehen hat. In Gelfands „Deutschland-Tagebuch 1945–1946“ (Aufbau-Verlag, Berlin) geht es auch um dessen amourösen Begegnungen als Besatzungsoffizier mit deutschen Frauen. Militärgeschichte: Gerhard Schreiber hat mit „Kurze Geschichte des Zweiten Weltkriegs“ (C. H. Beck-Verlag) eine kompakte und Rolf-Dieter Müller in „Der letzte deutsche Krieg 1939–1945“ (Klett-Cotta Verlag, Stuttgart) eine ausführlichere Darstellung der militärischen Ereignisse vorgelegt. Müller stellt dabei Zusammenhänge zwischen Kriegsverlauf und Politik sowie den wirtschaftlichen Maßnahmen der Nationalsozialisten her. Schreiber konzentriert sich auf das militärische Geschehen. Bilder: Eine reich bebilderte, an Einzelbiografien von Tätern, Opfern und Mitläufern orientierte, vor allem für Jugendliche sehr instruktive Geschichte der Nazi-Herrschaft hat Hermann Vinke mit „Das Dritte Reich“ (Ravensburg Buchverlag, Ravensburg) vorgelegt. Chronologisch und ebenfalls mit vielen Bildern schildern Christian Hartmann und Johannes Hürter „Die letzten 100 Tage des Zweiten Weltkriegs“. Eine spannende Bilderchronik über das Kriegsende und die Monate danach hat Antonia Meiners unter dem Titel „Berlin 1945“ zusammengestellt.
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© Wiesbadenener Tagblatt |