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Pressestimmen»Hervorragend geschrieben und in seiner Argumentation überzeugend, ist dieses Buch ein Muss.«
Kurzbeschreibung»Ein herausragendes Buch. Nicholas Stargardt bietet anschaulichere und nuanciertere Einsichten denn je in die Motive, die gewöhnliche Deutsche den grauenvollsten Krieg aller Zeiten führen ließen.«Ian Kershaw |
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Das große Buch zum Zweiten Weltkrieg – einzigartig und
fesselnd erzählt aus der Sicht der Menschen, die den Krieg
durchlebten Sommer 1939, Mobilmachung im nationalsozialistischen Deutschland. Die Menschen ahnen nicht, dass ein brutaler, zerstörerischer Krieg folgen würde. Erstmals erzählt der renommierte Oxford-Historiker Nicholas Stargardt aus der Nahsicht, wie die Deutschen – Soldaten, Lehrer, Krankenschwestern, Nationalsozialisten, Christen und Juden – diese Zeit erlebten. Gestützt auf zahllose Tagebücher und Briefe, unter anderem von Heinrich Böll und Victor Klemperer, Wilm Hosenfeld und Konrad Jarausch, fängt er die Atmosphäre jener Jahre ein und findet neue Antworten auf die Frage, wofür die Deutschen eigentlich diesen Krieg zu führen meinten: Sie glaubten, dass Deutschland sich gegen seine Feinde verteidigen musste, und sie glaubten an die nationale Sache, nahezu unabhängig von sozialer Stellung sowie religiöser oder politischer Überzeugung. Der Wunsch, ihr Land und ihre Familien zu retten, ließ sie selbst, als die Gewissheit wuchs, an einem Völkermord teilzuhaben, weiterkämpfen, mit ungebrochener Brutalität und wider alle Vernunft. Der Band enthält einen 16-seitigen Bildteil. |
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Vorwort Dieses Buch ist das Ergebnis eines mehr als 20 Jahre währenden Versuchs, das Erleben der Menschen in Deutschland und den von Deutschen besetzten Ländern während des Zweiten Weltkriegs zu verstehen. Es ist ein Buch, das ich ursprünglich gar nicht geplant hatte. Nachdem ich 2005 die Arbeit an »Kinder in Hitlers Krieg« beendet hatte, versprach ich mir und allen, die es hören wollten, dass ich nie wieder über Kinder, den Holocaust oder Deutschland während des Nationalsozialismus schreiben würde. Was als kurzes Essay über die Frage begann, wofür Deutsche damals kämpften – etwas, was nach meinem Dafürhalten noch gesagt werden musste, bevor ich mich anderen Dingen zuwenden konnte –, nahm 2006/2007 während eines Forschungsaufenthalts an der Freien Universität Berlin erheblich umfangreichere Formen an. Zwischen beiden Büchern gibt es manche Kontinuität, vor allem mein Interesse, die subjektiven Dimensionen der Gesellschaftsgeschichte anhand zeitgenössischer Dokumente zu erforschen, um herauszufinden, wie Menschen Ereignisse beurteilten und verstanden, während diese geschahen und noch bevor sie deren Ausgang kannten. Es gibt jedoch auch eindeutige Unterschiede. In »Kinder in Hitlers Krieg« wollte ich mich in erster Linie mit Kindern als eigenständigen gesellschaftlichen Akteuren befassen und die unvereinbaren Sichtweisen von Kindern gegenüberstellen, die durch Krieg und rassistische Verfolgung in Sieger und Besiegte gespalten waren. Das vorliegende Buch widmet sich einem anderen Problem: Es will Ängste und Hoffnungen der breiten Gesellschaft aufdecken, um zu verstehen, wie Deutsche diesen Krieg vor sich selbst rechtfertigten. Zur Beantwortung dieser Frage habe ich mich sowohl um eine gewisse Breite als auch um Tiefe bemüht: Für Breite sorgen »Makro«-Meinungsbilder, erstellt von Berichterstattern, die für das nationalsozialistische Regime Gespräche in der Öffentlichkeit belauschten, und von Zen- 8 Vorwort soren, die Feldpostbriefe in Stichproben untersuchten; für Tiefe sorgen zeitgenössische Dokumente einzelner Personen unterschiedlicher Herkunft, anhand deren sich nachvollziehen lässt, wie die persönlichen Hoffnungen und Pläne mit den wechselnden Kriegserlebnissen verflochten waren. Durch diese Herangehensweise stehen die Stimmen der Opfer zwar weniger im Vordergrund als in »Kinder in Hitlers Krieg«, fehlen aber nie: Ohne ihre kontrastierende Deutung wüssten wir nicht, wie unterschiedlich – und häufig ichzentriert – Deutsche ihre Wahrnehmung des Krieges formten. Ein wesentlicher Bestandteil dieses Buches sind Sammlungen von Briefen, die Liebespaare, enge Freunde, Eltern und Kinder sowie Eheleute einander schrieben. Viele Historiker haben solche Quellen genutzt, allerdings häufig zu anderen Zwecken. So besitzt die Bibliothek für Zeitgeschichte in Stuttgart eine berühmte Sammlung von 25 000 Briefen, die von Reinhold Sterz zusammengetragen wurden. Leider sind diese Dokumente chronologisch und nicht nach Verfasser katalogisiert, so dass sich nicht ohne weiteres überprüfen lässt, ob die Briefschreiber über längere Zeit an ihren Überzeugungen festgehalten haben. Meine Auswahl war vom umgekehrten Prinzip bestimmt: Ich wollte Briefsammlungen lesen, in denen beide Seiten der Korrespondenz erhalten geblieben sind und die sich mindestens über einige Jahre erstreckten, um nachvollziehen zu können, wie sich die persönlichen Beziehungen zwischen den Briefschreibern – ihre Hauptgründe, überhaupt zu schreiben – im Laufe des Krieges entwickelt und verändert hatten. Denn das ermöglicht es, die privaten Prismen genauer zu rekonstruieren, durch die sich die individuelle Wahrnehmung größerer Ereignisse jeweils brach. Über die Anwendung dieser Forschungsmethode, die Historiker in Bezug auf den Ersten Weltkrieg seit den neunziger Jahren entwickelt haben, konnte ich viel von Christa Hämmerle lernen. Ich hatte das besondere Glück, Einblick in Walter Kempowskis Privatarchiv zu bekommen, als er noch lebte, und denke gern an die Groß- zügigkeit zurück, mit der Walter und Hildegard Kempowski mich bei sich in Natum willkommen geheißen haben. Heute befindet sich das Archiv in der Akademie der Künste in Berlin. Beim Deutschen Tagebucharchiv in Emmendingen zeigte sich Gerhard Seitz ebenso hilfsbereit wie Irina Renz in der Bibliothek für Zeitgeschichte in Stuttgart. Zugang zu Quellen von unschätzbarem Wert ermöglichten mir Andreas Michaelis 9 Vorwort im Deutschen Historischen Museum in Berlin, Veit Didczuneit und Thomas Jander im Feldpostarchiv des Museums für Kommunikation Berlin und im Bundesarchiv sowie Christiane Botzet im Bundesarchiv-Militärarchiv in Freiburg. Klaus Baum und Konrad Schulz stellten mir im Archiv von »Jehovas Zeugen in Deutschland« in Selters im Taunus Kopien der letzten Briefe zur Verfügung, die Glaubensbrüder vor ihrer Hinrichtung wegen Kriegsdienstverweigerung geschrieben hatten. Alexander von Plato vom Institut für Geschichte und Biographie in Lüdenscheid machte mir eine große Sammlung mit Kriegserinnerungen von Schulkindern zugänglich, die Anfang der fünfziger Jahre entstanden und im WilhelmRoeßler-Archiv aufbewahrt werden. Zu danken habe ich auch Li Gerhalter und Günter Müller, die mir Material aus der Dokumentation lebensgeschichtlicher Aufzeichnungen und der Sammlung Frauennachlässe der Universität Wien zur Verfügung stellten. Mein besonderer Dank gilt Jacques Schuhmacher für seine unermüdliche Bereitschaft, mir in vielen Stadien dieser Recherchen nach Kräften zu helfen. Für die finanzielle Unterstützung dieser Forschungen danke ich der Alexander von HumboldtStiftung und dem Leverhulme Trust. Ein Name verleiht seinem Träger eine menschliche Identität, und das Unmenschliche im Zweiten Weltkrieg beginnt oft mit dem Verlust des eigenen Namens. Leider können in diesem Buch die Namen nicht immer genannt werden. Manche Personen, von denen berichtet wird, werden nur in offiziellen Archivakten erwähnt – wie etwa die Jugendlichen, die sich in den Erziehungsheimen oder den Tötungsanstalten der Psychiatrie befanden. In solchen Fällen habe ich die Personen anonymisiert, indem ich die Nachnamen abgekürzt habe. Einige wenige Personen werden mit einem Pseudonym bezeichnet, da ihre Geschichten sich durch das gesamte Buch ziehen und es für den Leser leichter ist, diesen Geschichten zu folgen, wenn die Menschen einen vollständigen Namen erhalten. Nur in den Anmerkungen sind diese Namen abgekürzt, um deutlich zu machen, dass der im Text verwendete Name ein Pseudonym ist. Während des Nationalsozialismus wurden viele Begriffe geprägt, die man heute nur noch in Anführungszeichen verwendet, um sich von deren damaliger Bedeutung zu distanzieren. Das gilt vor allem für seinerzeit gängige herabsetzende, diskriminierende, rassistische und antisemitische Begriffe, aber auch für sonstige ideologisch besetzte Bezeichnungen wie das »Dritte Reich« bzw. das »Altreich« oder den »Führer«. Da diese 10 Vorwort und andere Begriffe im Text sehr häufig vorkommen, werden hier die distanzierenden Anführungszeichen nur bei der Erstnennung gesetzt, nicht nur um den Lesefluss zu erhalten, sondern auch um die damaligen Denkmuster der Deutschen möglichst präsent werden zu lassen. Orte in den besetzten osteuropäischen Ländern, aber auch im Elsass und anderen zeitweilig zu Deutschland gehörigen oder annektierten Gebieten werden mit den in Deutschland damals verwendeten Namen bezeichnet. Es gibt einige Ausnahmen, so Łód´z, da der 1940 eingeführte deutsche Name Litzmannstadt sehr ungebräuchlich ist. Orte wie etwa Sankt Petersburg (von 1924 bis 1991 Leningrad) in der damaligen Sowjetunion, deren Namen inzwischen zurückgeändert wurden, werden mit dem während des Zweiten Weltkriegs geltenden Namen genannt. Im Register finden sich für alle Orte auch die heute üblichen Namen. Die intellektuelle Dankesschuld, die ich in der langen Zeit des Arbeitens an diesem Buch bei vielen Menschen angehäuft habe, ist zu groß, als dass ich ihr an dieser Stelle gerecht werden könnte. In den Jahren 2006/2007 war mir Jürgen Kocka in Berlin ein wunderbarer Gastgeber, und viele andere haben dazu beigetragen, dass mein Aufenthalt in Deutschland eine denkwürdige und fruchtbare Zeit war. Zahlreiche Freunde und Kollegen haben mich auf meinem Weg ermutigt, mich an ihren Ideen und Forschungsergebnissen teilhaben lassen und mir den äu- ßerst lebendigen Eindruck vermittelt, dass Geschichtsschreibung ein kollektives Bestreben ist. Unter meinen wunderbaren Kollegen im Fachbereich Geschichte und am Magdalen College in Oxford danke ich besonders Paul Betts, Laurence Brockliss, Jane Caplan, Martin Conway, Robert Gildea, Ruth Harris, Matt Houlbrook, Jane Humphries, John Nightingale, Sian Pooley und Chris Wickham. Beim S. Fischer Verlag hatte ich den großen Vorzug, mit Tanja Hommen, die das Lektorat besorgte, und mit Nina und Peter Sillem zusammenzuarbeiten. Ulrike Bischoff schaffte es bei der Übersetzung, Sorgfalt und Genauigkeit mit Schnelligkeit zu vereinbaren. Ihnen allen danke ich für die erfreuliche Zusammenarbeit. Clare Alexander und Sally Riley bei Aitken-Alexander waren durchgängig die guten Feen, die ihren Rat und ihr Wissen mit mir immer wieder geteilt haben. Es war für mich ein gro- ßes Glück. Ohne die großzügige geistige und praktische Unterstützung vieler Freunde wäre dieses Buch vermutlich gar nicht zustande gekommen. 11 Vorwort Paul Betts, Tom Brodie, Stefan Ludwig Hoffmann, Ian Kershaw, Mark Roseman, Jacques Schuhmacher, Jon Waterlow und Bernd Weisbrod unterbrachen ihre eigene Arbeit, um das gesamte Manuskript für mich zu lesen. Jedem von ihnen gilt mein Dank, weil sie mir wertvolle Anregungen gegeben, mir ihre eigenen Forschungsergebnisse zugänglich gemacht und mich – zumindest vor einigen – historischen Schnitzern bewahrt haben. Ruth Harris und Lyndal Roper lasen das gesamte Manuskript zweimal und haben ihm somit ihren unauslöschlichen Stempel aufgedrückt. In jedem Stadium dieses Buchprojekts hat Lyndal die Schlüsselideen, die ich zu formulieren versuchte, mit mir diskutiert. Dafür kann ich ihr gar nicht genug danken. Nicholas Stargardt, Oxford, 3. Juni 2015 |
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The book of Nicholas Stargardt "The German War: A Nation Under Arms, 1939-45"
© S. Fischer Verlage