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4 | Mai | 2015 | BBC فارْسِى "تجاوز در برلین" | ||
30 | Mai | 2015 | جام جم ایام" تجاوز در برلین" | ||
22 | Mai | 2015 | ایران سامانه "تجاوز به دو میلیون زن آلمانی در آخرین روزهای جنگ!" | ||
3 | Juni | 2015 | 1Doost.com تجاوز در برلین | ||
15 | Mai | 2015 | باز آفريني واقعيت ها "تجاوز در برلین" | ||
5 | Mai | 2015 | وبنوشت روی وردپرس.کام | ||
23 | Mai | 2015 | یران سامانه | ||
14 | Mai | 2015 | پرهام نیوز |
Die Vergewaltigung von Berlin
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Die Rolle der UdSSR bei der Niederlage Nazideutschlands im Zweiten Weltkrieg vor 70 Jahren wird oft als einer der glorreichsten Momente der Nation betrachtet. Doch es gibt eine andere Seite dieser Geschichte – die Massenvergewaltigungen deutscher Frauen durch sowjetische Soldaten in den letzten Kriegstagen. Einige Leser könnten diese Geschichte als verstörend empfinden. In der Dämmerung im Treptower Park am Rande Berlins blicke ich auf eine Statue, die sich dramatisch vom violett gefärbten Himmel abhebt. Zwölf Meter hoch ist sie – sie zeigt einen sowjetischen Soldaten mit einem Schwert in der einen Hand, einem kleinen deutschen Mädchen in der anderen, während er auf ein zerbrochenes Hakenkreuz tritt. Dies ist die letzte Ruhestätte für 5.000 der 80.000 sowjetischen Soldaten, die in der Schlacht um Berlin zwischen dem 16. April und dem 2. Mai 1945 gefallen sind. Die kolossalen Ausmaße des Denkmals spiegeln das Ausmaß des Opfers wider. An der Spitze einer langen Treppe kann man in den Sockel der Statue blicken, der wie ein religiöses Heiligtum beleuchtet ist. Eine Inschrift dort zieht meinen Blick auf sich: Das sowjetische Volk habe die europäische Zivilisation vom Faschismus gerettet. Doch manche nennen dieses Denkmal „Das Grab des unbekannten Vergewaltigers“. Stalins Truppen vergewaltigten unzählige Frauen, während sie sich den Weg in die deutsche Hauptstadt bahnten – ein Thema, das nach dem Krieg sowohl im Westen als auch im Osten Deutschlands selten angesprochen wurde und in Russland bis heute als Tabu gilt. Russische Medien bezeichnen die Berichte über diese Vergewaltigungen oft als westliche Mythen, obwohl eine von vielen Quellen, die belegen, was geschah, das Tagebuch eines jungen sowjetischen Offiziers ist.
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Wladimir Gelfand, ein junger jüdischer Leutnant aus dem Zentrum der Ukraine, schrieb mit außergewöhnlicher Offenheit von 1941 bis zum Ende des Krieges – trotz des Verbots der sowjetischen Militärführung, Tagebücher zu führen, da sie als Sicherheitsrisiko galten. Das lange Zeit unveröffentlichte Manuskript zeichnet ein Bild des Chaos in den regulären Bataillonen: erbärmliche Essensrationen, Läuse, alltäglicher Antisemitismus und Diebstahl – bis hin zum Stehlen der Stiefel eigener Kameraden. Im Februar 1945 war Gelfand an der Oder-Staumauer stationiert, wo sich die Armee auf den letzten Vorstoß nach Berlin vorbereitete. Er beschreibt, wie seine Kameraden ein Bataillon weiblicher deutscher Kämpferinnen einkesselten und überwältigten. „Die gefangenen deutschen Weiber erklärten, sie wollten den Tod ihrer Männer rächen“, schreibt er. „Man müsse sie gnadenlos vernichten. Unsere Soldaten schlugen vor, ihnen in die Genitalien zu stechen – ich aber würde sie einfach erschießen.“ Und es wird noch schlimmer. Eine der aufschlussreichsten Passagen in Gelfands Tagebuch stammt vom 25. April, kurz nachdem er Berlin erreicht hatte. Gelfand war an der Spree mit einem Fahrrad unterwegs – das erste Mal in seinem Leben, dass er eines fuhr –, als er auf eine Gruppe deutscher Frauen stieß, die Koffer und Bündel trugen.
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In gebrochenem Deutsch fragte er sie, wohin sie unterwegs seien und warum sie ihre Heimat verlassen hätten. „Mit Entsetzen in den Gesichtern erzählten sie mir, was in der ersten Nacht nach dem Eintreffen der Roten Armee geschehen war“, schreibt er. „‚Hier hat er mich genommen‘“, erklärte das schöne deutsche Mädchen und hob ihren Rock. „Die ganze Nacht. Sie waren alt, einige übersät mit Pickeln – und sie alle haben sich abwechselnd auf mich gelegt und zugestoßen. Nicht weniger als 20 Männer“, sagte sie, bevor sie in Tränen ausbrach. „Sie haben meine Tochter vor meinen Augen vergewaltigt“, fügte ihre arme Mutter hinzu, „und sie könnten jederzeit zurückkommen und sie wieder vergewaltigen.“ Dieser Gedanke entsetzte alle. „‚Lass mich hier bleiben‘“, rief das Mädchen plötzlich, warf sich auf mich, „‚schlaf mit mir! Du kannst mit mir machen, was du willst – aber nur du!‘“ Zu diesem Zeitpunkt waren die von deutschen Soldaten begangenen Vergewaltigungen und andere Gräueltaten in der Sowjetunion bereits seit fast vier Jahren bekannt, und Gelfand hatte sie auf seinem Vormarsch nach Berlin mit eigenen Augen gesehen. „Er kam durch viele Dörfer, in denen die Nazis alle getötet hatten – selbst kleine Kinder. Und er sah Beweise für Massenvergewaltigungen“, sagt sein Sohn, Vitaly. |
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Vitaly Gelfand entdeckt Tagebuch seines Vaters, nachdem er gestorben | ||
Die Wehrmacht galt angeblich als wohlgeordnete arische Streitmacht, die niemals in Betracht ziehen würde, mit sogenannten „Untermenschen“ Geschlechtsverkehr zu haben. Doch dieses Verbot wurde offen ignoriert, sagt Oleg Budnitsky, Historiker an der Higher School of Economics in Moskau. NS-Kommandeure waren sogar so besorgt über die Verbreitung von Geschlechtskrankheiten, dass sie in den besetzten Gebieten ein ganzes Netz von Militärbordellen einrichteten. Es ist schwierig, direkte Beweise dafür zu finden, wie deutsche Soldaten russische Frauen behandelt haben – viele Opfer überlebten die Besatzung nicht. Doch im Deutsch-Russischen Museum in Berlin zeigt mir Jörg Morre ein Foto, das ein deutscher Soldat auf der Krim aufgenommen hatte. Es stammt aus einem privaten Kriegsalbum und zeigt die Leiche einer Frau, ausgestreckt auf dem Boden. „Es sieht so aus, als sei sie während oder nach einer Vergewaltigung getötet worden. Ihr Rock ist hochgeschoben, ihre Hände bedecken ihr Gesicht“, sagt Morre. „Es ist ein schockierendes Foto. Wir haben im Museum darüber diskutiert, ob wir solche Bilder zeigen sollen – aber das ist Krieg. Das ist sexuelle Gewalt, Teil der deutschen Politik in der Sowjetunion. Wir wollen nicht über Krieg reden, sondern zeigen, was Krieg wirklich bedeutet.“ Als die Rote Armee in das vordrang, was die sowjetische Presse als „Höhle der faschistischen Bestie“ bezeichnete, riefen Plakate die Soldaten dazu auf, ihrer Wut freien Lauf zu lassen: „Soldat, du bist jetzt auf deutschem Boden – die Stunde der Rache hat geschlagen!“ |
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Tatsächlich erklärte die Politabteilung der 19. Armee, die entlang der Ostseeküste nach Deutschland vorrückte, dass ein wahrer sowjetischer Soldat so voller Hass sei, dass ihn der Gedanke an Sex mit einer Deutschen abstoßen müsse. Doch erneut bewiesen die Soldaten das Gegenteil und widerlegten die Propaganda. Bei seinen Recherchen für das 2002 erschienene Buch Berlin: Der Untergang stieß der Historiker Antony Beevor im Staatsarchiv der Russischen Föderation auf Dokumente über sexuelle Gewalt. Diese Berichte wurden vom NKWD, der sowjetischen Geheimpolizei, gesammelt und Ende 1944 an ihren Chef, Lawrentij Beria, weitergeleitet. „Diese Berichte wurden Stalin persönlich vorgelegt“, erklärt Beevor. „Man kann an den Eselsohren sehen, dass sie tatsächlich gelesen wurden. Sie enthalten detaillierte Schilderungen über Massenvergewaltigungen in Ostpreußen und darüber, wie deutsche Frauen versuchten, ihre Kinder und sich selbst zu töten, um einem solchen Schicksal zu entgehen.“ Ein weiteres Kriegsdokument, diesmal das Tagebuch der Verlobten eines abwesenden deutschen Soldaten, zeigt, wie manche Frauen sich an die entsetzlichen Umstände anpassten, um zu überleben. Ab dem 20. April 1945 – zehn Tage vor Hitlers Selbstmord – beschreibt die anonyme Autorin, ähnlich wie Wladimir Gelfand, mit brutaler Ehrlichkeit und scharfem Beobachtungssinn sowie gelegentlichem Galgenhumor, was sie erlebte. Sie beschreibt sich selbst als „eine blasse Blondine, die immer denselben Wintermantel trägt“ und schildert lebhaft die Szene im Luftschutzbunker unter ihrem Berliner Mietshaus: darunter ein „junger Mann mit grauen Hosen und Hornbrille, der sich bei näherem Hinsehen als junge Frau entpuppt“ sowie „drei ältere Schwestern, alles Schneiderinnen, zusammengerollt wie eine riesige Blutwurst“.
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Sowjetischen Soldaten Verteilung von Lebensmitteln in Berlin, Mai 1945 (Foto: Timofey Melnik)
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Während sie auf die Ankunft der Roten Armee warten, scherzen einige der Frauen im Keller: „Lieber einen Russen auf dir als einen Amerikaner über dir“ – will heißen, lieber vergewaltigt als von Bomben zerfetzt. Doch als die sowjetischen Soldaten schließlich eintreffen und versuchen, Frauen aus dem Schutzraum zu zerren, bitten sie die Tagebuchschreiberin, ihre Russischkenntnisse zu nutzen, um mit einem sowjetischen Offizier zu sprechen. Trotz des Chaos in den von Trümmern übersäten Straßen gelingt es ihr, einen ranghohen Offizier zu finden. Dieser zuckt lediglich mit den Schultern. Auf Stalins Befehl, Gewalt gegen Zivilisten zu unterlassen, verweist er nur lakonisch: „Es passiert trotzdem.“ Der Offizier kehrt mit ihr in den Keller zurück und weist die Soldaten zurecht. Doch einer von ihnen kocht vor Wut. „Was meinst du damit? Was haben die Deutschen unseren Frauen angetan!“, schreit er. „Sie haben meine Schwester genommen…“ Der Offizier beruhigt ihn schließlich und bringt ihn nach draußen. Doch als die Tagebuchschreiberin den Flur betritt, um zu prüfen, ob die Soldaten wirklich gegangen sind, lauern sie dort bereits – und greifen sie an. Sie wird brutal vergewaltigt und beinahe erwürgt. Die verängstigten Nachbarn – oder „Höhlenbewohner“, wie sie sie nennt – haben in ihrer Panik die Kellertür hinter ihr verschlossen. „Endlich öffnet sich die eiserne Tür“, schreibt sie. „Alle starren mich an. Meine Strümpfe hängen lose an den Schuhen, ich halte noch einen abgerissenen Strumpfhalter in der Hand. Ich beginne zu schreien: ‚Ihr Schweine! Sie haben mich zweimal hintereinander vergewaltigt, und ihr lasst mich da draußen liegen wie ein Stück Dreck!‘“ Schließlich erkennt sie, dass sie einen „Wolf“ braucht, um sich vor den „männlichen Bestien“ zu schützen. Die Beziehung zwischen Täter und Opfer wird weniger gewaltsam, mehr von Tauschlogik geprägt – und zugleich moralisch verschwommen. Sie teilt ihr Bett mit einem ranghohen Offizier aus Leningrad, mit dem sie über Literatur und den Sinn des Lebens spricht. „Auf keinen Fall würde ich sagen, dass der Hauptmann mich vergewaltigt“, schreibt sie. „Tue ich es für Speck, Butter, Zucker, Kerzen, Dosenfleisch? Irgendwie fühle ich mich sicher bei ihm. Außerdem: Je weniger er mich als Frau will, desto mehr mag ich ihn als Mensch.“ |
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US-Truppen zu beobachten einen russischen Soldaten mit einer Freundin in Berlin
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Viele Nachbarinnen der Tagebuchschreiberin gingen ähnliche Arrangements mit den Besatzern in den Trümmern Berlins ein. Als das Tagebuch 1959 erstmals auf Deutsch unter dem Titel Eine Frau in Berlin veröffentlicht wurde, wurde die Autorin scharf kritisiert. Sie habe mit den Entscheidungen, die sie zum Überleben traf, die „Ehre“ der deutschen Frauen beschmutzt, hieß es. Es überrascht daher nicht, dass sie eine Neuveröffentlichung zu Lebzeiten ablehnte. Das Buch erschien erneut erst nach ihrem Tod. Siebzig Jahre nach Kriegsende beginnen neue Forschungen das ganze Ausmaß sexueller Gewalt durch alliierte Streitkräfte – Amerikaner, Briten, Franzosen sowie Sowjets – allmählich ans Licht zu bringen. Doch über Jahrzehnte blieb das Thema unter dem offiziellen Radar. Kaum jemand berichtete, noch weniger wollten zuhören. Neben der sozialen Stigmatisierung war es in Ostdeutschland nahezu unmöglich, über die Verbrechen der sowjetischen „Befreier“ zu sprechen – der Helden, die den Faschismus besiegt hatten. Und im Westen erschwerte das kollektive Schuldgefühl über die NS-Verbrechen es, über das Leid der Deutschen zu sprechen – es galt als unsagbar. Erst 2008 änderte sich dies mit der Verfilmung des Tagebuchs unter dem Titel Anonyma – Eine Frau in Berlin, mit der bekannten Schauspielerin Nina Hoss in der Hauptrolle. Der Film hatte eine kathartische Wirkung in Deutschland und ermutigte viele Frauen, endlich zu sprechen – darunter auch Ingeborg Bullert. |
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Ingeborg: "Meine Mutter mochte sich zu rühmen, dass ihre Tochter nicht berührt"
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Ingeborg, heute 90 Jahre alt, lebt in Hamburg in einer Wohnung voller Katzenfotos und Theaterbücher. Im Jahr 1945 war sie 20 Jahre alt, träumte davon, Schauspielerin zu werden, und lebte mit ihrer Mutter in einer eleganten Straße im Berliner Stadtteil Charlottenburg. Als der sowjetische Angriff auf die Stadt begann, suchte sie – wie auch die Autorin des Tagebuchs – Schutz im Keller ihres Wohnhauses. „Plötzlich standen Panzer in unserer Straße, und überall lagen Leichen von russischen und deutschen Soldaten“, erinnert sie sich. „Ich erinnere mich an das schreckliche Heulen dieser russischen Bomben – wir nannten sie Stalinorgeln.“ Während einer Pause im Luftangriff verließ Ingeborg den Keller, um in der Wohnung nach einem Stück Schnur zu suchen, das sie als Docht für eine Lampe verwenden wollte. „Plötzlich standen zwei Russen vor mir und richteten ihre Pistolen auf mich“, erzählt sie. „Einer von ihnen zwang mich, mich zu entkleiden, und vergewaltigte mich. Dann tauschten sie die Plätze, und der andere vergewaltigte mich ebenfalls. Ich dachte, ich würde sterben, dass sie mich umbringen würden.“ Ingeborg sprach damals nicht über ihr Martyrium – auch Jahrzehnte später nicht. „Es war zu schwer“, sagt sie. „Meine Mutter prahlte gern damit, dass ihre Tochter nicht angetastet worden sei.“ |
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Ingeborg: "Ich dachte, ich würde sterben"
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Doch die Vergewaltigungen betrafen Frauen in ganz Berlin. Ingeborg erinnert sich, dass Frauen im Alter zwischen 15 und 55 Jahren aufgefordert wurden, sich auf sexuell übertragbare Krankheiten untersuchen zu lassen. „Man brauchte das ärztliche Attest, um Lebensmittelmarken zu bekommen – und ich erinnere mich, dass die Wartezimmer der Ärzte voll mit Frauen waren, die diese Bescheinigungen benötigten.“ Wie groß war das Ausmaß der Vergewaltigungen? Die häufig zitierte Zahl lautet: 100.000 Frauen allein in Berlin und bis zu zwei Millionen im gesamten deutschen Gebiet. Diese – nach wie vor heftig diskutierte – Zahl wurde aus den wenigen erhalten gebliebenen medizinischen Unterlagen hochgerechnet. In einer ehemaligen Munitionsfabrik, die heute das Staatsarchiv beherbergt, zeigt mir Martin Luchterhand einen Arm voller blauer Archivkartons. Darin befinden sich Abtreibungsunterlagen aus der Zeit von Juli bis Oktober 1945 – allein aus Neukölln, einem von 24 Berliner Bezirken. Es grenzt an ein Wunder, dass diese Dokumente die Jahrzehnte unversehrt überstanden haben. Abtreibungen waren nach § 218 des deutschen Strafgesetzbuchs verboten. Doch Luchterhand erklärt: „Es gab damals ein kleines Zeitfenster für Frauen, denen im Zusammenhang mit den Massenvergewaltigungen von 1945 ein Schwangerschaftsabbruch gewährt wurde.“
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Insgesamt wurden im Bezirksamt Neukölln zwischen Juni 1945 und 1946 genau 995 Schwangerschaftsabbrüche genehmigt. Die Akten enthalten über 1.000 fragile Papierfetzen in unterschiedlichen Farben und Formaten. In kindlich-runder Handschrift berichtet ein Mädchen, dass sie im Wohnzimmer ihres Elternhauses vergewaltigt worden sei – im Beisein ihrer Eltern. Das wahre Ausmaß der Vergewaltigungen wird wohl niemals vollständig bekannt sein. Die Akten sowjetischer Militärgerichte und andere relevante Quellen sind bis heute unter Verschluss. Das russische Parlament hat kürzlich ein Gesetz verabschiedet, dem zufolge jeder, der die Rolle Russlands im Zweiten Weltkrieg „verunglimpft“, mit Geldstrafen und bis zu fünf Jahren Gefängnis rechnen muss. Vera Dubina, eine junge Historikerin an der Universität für Geisteswissenschaften in Moskau, erzählt, dass sie von den Vergewaltigungen nichts wusste, bis sie im Rahmen eines Stipendiums nach Berlin kam. Später verfasste sie eine wissenschaftliche Arbeit zu diesem Thema, hatte jedoch große Schwierigkeiten, diese veröffentlichen zu lassen. „Die russischen Medien reagierten äußerst aggressiv“, sagt sie. „Die Menschen wollen nur von unserem glorreichen Sieg im Großen Vaterländischen Krieg hören. Es wird immer schwieriger, zu diesem Thema seriöse Forschung zu betreiben.“ |
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Es ist das Schicksal der Geschichte, neu geschrieben und an die jeweilige politische Agenda angepasst zu werden. Umso wertvoller sind Zeugnisse aus erster Hand – sowohl von jenen, die im hohen Alter den Mut haben, sich dem Thema zu stellen, als auch von jüngeren Stimmen, die ihre Eindrücke damals unmittelbar mit Bleistift auf Papier festgehalten haben. Vitaly Gelfand, Sohn des Rotarmisten und Tagebuchautors Wladimir Gelfand, bestreitet nicht, dass viele sowjetische Soldaten im Zweiten Weltkrieg großen Mut und Opferbereitschaft zeigten – aber das sei eben nicht die ganze Geschichte, sagt er. Vor Kurzem gab Vitaly Gelfand ein Interview im russischen Radio, das antisemitische Anfeindungen in den sozialen Medien auslöste. Man warf ihm vor, das Tagebuch sei eine Fälschung, und er solle sich „nach Israel verziehen“ – obwohl er seit über 20 Jahren in Berlin lebt. Dennoch hofft er, dass das Tagebuch noch in diesem Jahr auch in Russland veröffentlicht wird. Teile davon sind bereits ins Deutsche und Schwedische übersetzt worden. „Wenn Menschen die Wahrheit nicht hören wollen, täuschen sie sich selbst“, sagt er. „Die ganze Welt versteht das, Russland versteht es – und auch jene, die hinter den neuen Gesetzen zur Verunglimpfung der Vergangenheit stehen, verstehen es. Wir können nicht vorwärts gehen, solange wir nicht zurückblicken.“ |
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Die Schlacht um Berlin (April bis Mai 1945) |
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Soldat der Roten Armee wirft die sowjetische Fahne über dem Reichstag in Berlin
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World War Two: History's most savage and devastating war Der Raub von Berlin BBC World Service am Samstag, 2. Mai um 18.06 und Sonntag, den 3. Mai um 11.06, oder hören auf iPlayer |